Haben Sie sich telefonisch oder anderweitig zur Therapie angemeldet, werden Sie, so freie Kapazitäten zur Verfügung stehen, zu einem Erstgespräch eingeladen. Dabei geht es um das erste Kennenlernen und um ein erstes Bild von Ihren Beschwerden.
Sofern die zur Verfügung stehenden regelmäßigen Termine sich mit Ihrem Terminkalender vereinbaren lassen, können sich die probatorischen (Probe-) Sitzungen (max. 5) anschließen. In diesen Stunden wird eine ausführliche biographische Anamnese erhoben. Weiterhin geht es um die genauere Betrachtung der Beschwerden, d.h. Ihr Therapeut möchte sich ein möglichst differenziertes Bild davon machen. Dazu zählt u.a. der Einsatz psychologischer Testverfahren wie z.B. Beschwerdefragebogen, Persönlichkeitsfragebogen. Bei Kindern und Jugendlichen kann eine screeninghafte Leistungsdiagnostik notwendig sein, um eventuelle Defizite als Ursache psychischer Beschwerden festzustellen oder auszuschließen. Nicht zuletzt geht es während der probatorischen Sitzungen um die Vereinbarung von Zielen, die Sie durch eine Therapie erreichen wollen und auf die sich Patient und Therapeut im Verlauf der Therapie immer wieder beziehen können. Erst innerhalb dieser probatorischen Sitzungen müssen Sie entscheiden, ob Sie die Therapie bei diesem Therapeuten machen wollen. Gleichzeitig hat auch der Therapeut die Möglichkeit zu entscheiden, ob er mit Ihnen als Patient arbeiten kann und die von Ihnen angestrebten Ziele als realistisch und erfolgversprechend annimmt. Es ist wichtig, dass Patient und Therapeut zusammen passen, dass "die Chemie stimmt".
Haben Sie gemeinsam beschlossen, eine Therapie zu beginnen, wird ein Antrag bei Ihrer Krankenkasse gestellt. Liegt dann die Bestätigung der Kostenübernahme durch die Kasse vor, kann es richtig losgehen. Den Ablauf einer Psychotherapie (Verhaltenstherapie) kann man grob in drei Phasen einteilen, die individuell unterschiedlich lange dauern können.
In der ersten Phase geht es um ein "Störungsverständnis". Gemeinsam erarbeiten Sie die Entstehungsgeschichte und die Bedingungen, die die Beschwerden aufrechterhalten. Jede psychische Erkrankung hat ihre eigenen Gesetze. Angst beispielsweise kann sich verstärken, je mehr man die angstauslösenden Situationen vermeidet. Depressionen werden meist schlimmer, je weniger der Betroffene sich zutraut und je mehr er sich zurückzieht. Viele Patienten empfinden ihre Problematik als Teufelskreis. Doch das Verständnis dieses Teufelskreises ist eine Voraussetzung für Veränderung. Therapeuten nennen dies gern "Störungsmodell".
In der zweiten und meist längsten Phase geht es um das Umsetzen der konkreten Veränderungen. Oft sind es nicht die großen Taten, sondern die vielen kleinen, aber beständigen Schritte, die eine allmähliche Besserung der Symptomatik bewirken. Manchmal ist aber auch ein für den Patienten großer Schritt notwendig, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Dies kann z.B. die Aufgabe einer Vermeidungsstrategie in Form einer bewußten Konfrontation (z.B. bei Ängsten oder Traumata) sein. Ein solcher Schritt sollte jedoch gut vorbereitet werden, damit es nicht gleich wieder zu einem Rückfall kommt. Sicher werden Ihnen nicht nur angenehme Stunden bevorstehen. Es erfordert eine Menge Mut und Kraft, für Sie vielleicht vollkommen neue Verhaltens- oder Denkweisen auszprobieren. Auch das Gefühlsleben kann dadurch in Aufruhr geraten. Möglicherweise nehmen Sie bestimmte unterdrückte Gefühle und Verletzungen erst jetzt wahr. Doch auch dazu haben Sie sich ja professionelle Hilfe geholt.
In der dritten Phase geht es darum, die Therapieerfolge zu stabilisieren und noch weiter auszubauen. Auch für den Fall, dass sich Ihre Symptomatik wieder meldet, sollten Sie sich wappnen. Oft werden jetzt Zukunftspläne geschmiedet oder größere Lebensveränderungen in Angriff genommen. Kommt das Ende der Therapiestunden näher, heißt es auch Abschied nehmen voneinander, schließlich hat der Therapeut während der Behandlung tiefer als andere Einblick in Ihr Leben genommen.